Von denen, die man bei ihrem eigenen Namen Inuit nennt, wird berichtet, daß sie in kleinen, halb-kugeligen Häusern im Eis leben. Sie wohnen darinnen sehr dicht, oft in großer Zahl. Die Dichte ist ihr Kampf gegen die Kälte; die Zahl, in der sie eng beieinander leben, ist ihr Maß für diese Kälte. Das kommt so: Während es der bare Instinkt ist, der die Inuit zur Dichte treibt, ist es ihre Temperatur-Skala, die sie mit Recht ihren Namen tragen läßt. Es heißt, die Inuit seien außerordentlich stolz darauf, die Temperatur ohne weiteres höchst genau an ihrer Anzahl bestimmen zu können. Etliche Geographen wollten behaupten, daß im Gebiet der Inuit die Temperatur kaum veränderlich sei, ihre Skala mithin nur eingebildet und also hinfällig. Aber: fehlt nur einer, so beginnen die Inuit abscheulich zu frieren. Und so wunderbar fein ist dieser Temperatur-Sinn, daß man sie von winzigsten Kältegraden sprechen hörte, je nachdem wie weit einer von ihnen entfernt wäre. Noch über circa 140 Kilometer hin gaben sie übereinstimmend einen sorgsam genaugenommenen Wert für die Temperatur an. Als sie darum von Physikern besucht wurden und diese vom Absoluten Nullpunkt der Kelvin’schen Temperatur-Skala redeten, schüttelten die Inuit jedoch entschieden den Kopf: Einen Kelvin’schen Inuit würden sie nicht kennengelernt haben.
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