Fassen wir einmal zusammen:

Multiple

Die miniaturhafte Kunstform des Multiples formuliert die Möglichkeit eines Verlustes, den es nicht unwidersprochen lassen will: Mit einiger Wahrscheinlichkeit gibt es drei bis vier Generationen nach ihrer technischen Reproduktion keine Originale (und schon dieser Plural ist Hinweis darauf) mehr. Aus Massenartikeln wählt das Multiple aus, seriell vorfindbare Stücke stellt es heraus, formatierte Produkte arrangiert es so, daß die Diskrepanz zwischen Einzelnem und Schablone spürbar wird, wo sie längst eingeebnet wurde. Das Multiple verachtet das Monumentale, dem Einzigartigen mißtraut es. Es betrachtet die Welt als Wiederkehren von Elementen und meint, daß das Ideal des Individuellen wie der Traum vom Allgegenwärtigen sich an einigen Objekten von numerierbarer Auflage treffen. Irgendwo zwischen dem Teil und dem Ganzen, halbwegs Singularität und Numinosem.

Insofern ist das Multiple, künstlerich betrachtet, Ausflucht – in den Mülleimer damit! Der seinerseits ein Massenartikel ist, sogar virtuell Ubiquität erreicht hat – vielleicht ließe sich daraus ein Multiple machen?

Axel Dielmann, 2013